Sechs Regeln für eine erfolgreiche Unternehmensgründung
Sechs Regeln für eine erfolgreiche Unternehmensgründung
Regel 1: Die richtige Geschäftsidee
Am Anfang jeder Unternehmensgründung steht die Geschäftsidee. Eine gute Geschäftsidee muss in erste Linie ein vorhandenes Problem lösen. Dieses Problem muss relevant sein, es muss eine hinreichend große Anzahl von Privatpersonen oder Unternehmen betreffen und diese müssen bereit sein, für die Lösung dieses Problems Geld zu bezahlen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, handelt es sich um eine gute Geschäftsidee. Viele Gründer machen den Fehler, nur ein „First World problem“ für einen zu kleinen Markt lösen zu wollen und scheitern dann bzw. kommen über den Status eines Klein-Unternehmens nie hinaus.
Regel 2: Auf das Timing achten
Auch das richtige Timing für die Geschäftsidee ist wichtig. Dieser Aspekt wird von vielen Gründern unterschätzt. Die meisten innovativen Geschäftsideen haben ein Zeitfenster von ein paar Jahren, innerhalb derer man nicht „noch zu früh“ und nicht „schon zu spät“ ist, um ein erfolgreiches Unternehmen in diesem Segment aufzubauen. So war es sicher vor zehn Jahren eine gute Idee, ein soziales Netzwerk zu gründen (z.B. Facebook, Instagram, XING) mittlerweile ist dieser Markt aber verteilt. Andererseits ist man mit einer Ride-Sharing-App für Flug-Taxis sicherlich einige Jahr zu früh am Markt.
Regel 3: Never walk alone
Als Einzelkämpfer ein Unternehmen aufbauen? Nicht unmöglich, aber die meisten erfolgreichen Unternehmen werden von Gründerteams aufgebaut, denn kaum jemand vereint alle notwendigen Erfahrungen und Fähigkeiten in einer Person. Und so gut wie kein Startup-Investor investiert in einen Einzelgründer. Ein gutes Gründerteam zeichnet sich durch komplementäre Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen aus. Das Negativbeispiel ist ein Team bestehend aus drei BWLerinnen, die noch dazu alle an derselben Uni studiert haben. Genauso wenig funktioniert natürlich ein Gründerteam, das nur aus Technikern besteht. Im Idealfall hat das Team bereits erfolgreich zusammengearbeitet und jedes Teammitglied kennt die Stärken und Schwächen der anderen. Und die meisten Startup-Investoren wissen aus Erfahrungen: Die Idee ist nur ein Prozent wert, die Ausführung („execution“) hingehen 99 Prozent. Das heißt, ein sehr gutes Gründerteam wird auch eine nur mittelmäßige Geschäftsidee zum Erfolg führen. Umgekehrt klappt das nie!
Regel 4: Passende Investoren finden
Für die meisten Geschäftsmodelle ist zum Start ein gewisser Kapitalbedarf erforderlich, bei Unternehmen im Technologie-Umfeld oftmals im hohen siebenstelligen Bereich. Für jede Branche und Unternehmensphase gibt es mittlerweile Investoren, die Geld – meist in Form von Eigenkapital – zur Verfügung stellen. Angefangen von kleinen Beträgen aus dem family-and-friends-Umfeld der Gründer, über private Business Angels, Venture-Capital-Fonds und sonstige institutionelle Investoren bis hin zu staatlichen Stipendien und Fördergeldern. Die Herausforderung für jeden Unternehmer bzw. die Unternehmerin ist es, den passenden Investor zu finden, der das junge Unternehmen neben Geld auch noch mit Knowhow, Branchenerfahrung und Netzwerkkontakten unterstützen kann („smart money“). Investoren ihrerseits achten neben der Qualität des Teams und der Größe des Marktes vor allem auf die sog. Skalierbarkeit des Geschäftsmodells: Das heißt ganz allgemein, dass mit wachsenden Stückzahlen die Kosten konstant bleiben bzw. geringer wachsen als der Umsatz. Beispiel: Ein Friseur-Salon ist ein nicht-skalierbares Geschäftsmodell, eine Terminplanungssoftware für Friseur-Salons hingegen schon.
Regel 5: Das Produkt verkauft sich nicht von selbst
Unternehmensgründer sind oftmals sehr produktfokussiert und glauben, dass sich ein gutes Produkt von alleine verkauft. Doch das beste Produkt nützt nichts, wenn die potentiellen Kunden davon nichts wissen. Von Anfang an gehört deshalb ein fundierter Marketing- und Vertriebsplan zum Handwerkszeug eines jeden Unternehmers. Und wer selbst nicht über verkäuferische Qualitäten verfügt, sollte sich einen entsprechend erfahrenen Mitgründer an die Seite holen, der diesen Part übernehmen kann und sich von Anfang an auf den Aufbau der Marketing- und Vertriebskanäle konzentriert.
Regel 6: Marathon statt Sprint
Der Aufbau eines Unternehmens gleicht eher einem Marathon-Lauf als einem 100-Meter-Sprint. Oder etwas weniger metaphorisch: Ein erfolgreiches Unternehmen entsteht nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis harter und langer Arbeit und für die Gründer mit hohen Risiken verbunden, denn am Ende gibt es keine Erfolgsgarantie. Ganz im Gegenteil: Die meisten Unternehmensgründungen scheitern bzw. kommen über die Phase des Kleinst-Unternehmens nie hinaus. Und so ist es nicht selten, dass die Gründer nach jahrelanger Arbeit (meist verbunden mit einem Gehaltsverzicht) buchstäblich mit leeren Händen dastehen. Nicht jeder bzw. jede hat deshalb das Zeug zum Unternehmer bzw. zur Unternehmerin! Und wer auf sein freies Wochenende und die strikte Trennung zwischen Privat- und Berufsleben besteht („work-life balance“), wird als Gründer und Unternehmer ebenfalls nicht glücklich werden. Es stimmt, dass man als Unternehmer sein eigener Chef ist. Doch kein erfolgreicher Unternehmer wird seinen besten Kunden, der sich am Freitag-Nachmittag mit einem akuten Problem meldet auf Montag-Vormittag vertrösten. Als Unternehmer hat man zwar keinen nervigen Chef mehr über sich, doch die eigenen Kunden können anstrengender und fordernder sein als jeder Vorgesetzter!
(Dieser Artikel ist am 11.09.2018 in der Beilage "Mittelstand" der WELT erschienen).
Nov 04, 2018 by Florian Huber